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Gamaschen für Pferde – Sinnvoll oder unnötig?

Was sind Gamaschen eigentlich?

Gamaschen sind eine Art des Beinschutzes für Pferde. Sie werden um den Fesselkopf und das Röhrbein angelegt und mit Klett- oder Knopfverschlüssen befestigt. Sie bestehen aus einem schlagfesten Material wie Kunststoff oder Leder, mit einer polsternden Füllung aus Neopren oder Fell.

Welche Arten gibt es?

Veredus Kevlar Gel Vento STS

Hartschalen-Gamaschen kennt Ihr meistens aus dem Springen oder der Vielseitigkeit. Sie bestehen aus Kunststoff und sind im innenliegenden Bereich mit Neopren oder Kunstfell / Lammfell gefüttert. Der Fesselkopf des Pferdes sowie die Beugesehnen sind effektiv gegen Stöße, Tritte und Streifen mit dem anderen Bein geschützt. Achte hier darauf, dass du die Arbeitsgamaschen für die Hinterbeine deines Pferdes etwas größer wählst, als die für die Vorderbeine. Oder nutze Streichkappen am Hinterbein, um den Fesselkopf zu schützen.

Es gibt auch Modelle aus Kunstleder oder Leder, die hoch geschnitten sind und den Fesselkopf sowie das Röhrbein umfassen. Geschlossen werden sie in der Regel mit Klettverschlüssen.

Equestrian Stockholm Gamaschen Faux Fur Champagne
Equestrian Stockholm Gamaschen Faux Fur

Die Fesselkopfgamaschen oder Wickelgamaschen, meist aus der Dressur bekannt, umschließen den gesamten Fesselkopf und das Röhrbein bis hin zum Karpalgelenk. Als Dressurgamaschen eignen sie sich hervorragend, denn durch Seitengänge und Verstärkungen ist die Gefahr groß, dass die Pferde sich verletzen. Dressurgamaschen sind besonders elegant und haben oft eine Fütterung aus Lammfell oder Kunstfell, auch Faux Fur genannt.

Veredus Gamasche TRC Vento Front

Löffelgamaschen bestehen aus einem Kunststoff- oder Lederteil in Löffelform und der Unterlage mit Klettverschluss aus Neopren. Die Löffelgamasche ist auf der Innenseite anatomisch geformt. Die Gamasche wird auf der Außenseite mit mindestens zwei bis drei oder einem sehr breiten Klettverschluss verschlossen. Besonders geeignet sind die Gamaschen für Pferde, die beim Laufen streifen. Weniger geeignet sind sie als Schutz beim Springreiten oder im Gelände, da sie nur die Innenseite des Pferdebeines effektiv vor Schlagschäden schützen.

Kentucky Horsewear Therapiegamaschen
Kentucky Stallgamaschen Magnet Recuptex

Weitere Arten abseits von Arbeitsgamaschen

Neben den Modellen, die beim Training genutzt werden, bekommst du weitere Gamaschen als Beinschutz für den Stall, die Regeneration oder den Transport.

Stallgamaschen eignen sich für Pferde, die beispielsweise aufgrund einer Verletzung Boxenruhe verordnet bekommen haben und deswegen etwas unruhig sind. Damit sie sich während der Ruhephase nicht verletzen, werden diese weichen Modelle angelegt und sicher mit Klett verschlossen.

Gamaschen zur Regeneration sind zumeist mit Materialien ausgestattet, die die Blutzirkulation erhöhen und somit den Transport von Sauerstoff und Abtransport von Schlackstoffen fördern. Die Therapiegamaschen können nach einer Verletzung oder auch zum Vorbereiten der Sehnen bei erhöhter Belastung genutzt werden. Therapiegamaschen können aber auch zum Kühlen genutzt werden. Die Horseware Ice Vibe Kühlgamaschen sind dabei ein beliebtes Modelle in diesem Bereich.

Auch zum Transport gibt es einen passenden Beinschutz. Während der Fahrt im Pferdeanhänger oder Transporter kann das Pferd aus der Balance gebracht werden. Auch beim Ver- und Entladen des Pferdes kann es zu Verletzungen kommen, wenn es stolpert oder ausrutscht. Die Transportgamaschen sind so geschnitten, dass sie die Beine bis über den Kronrand am Huf hinaus schützen. Achte darauf, dass sie eng genug sitzen, denn sie dürfen nicht rutschen.

Equestrian Stockholm Gamaschen in Dunkelgrün mit schwarzem Kunstfell
Equestrian Stockholm Gamaschen in Deep Olivine

Aus welchem Material besteht eine Gamasche?

Die meisten Arbeitsgamaschen für Pferde bestehen aus einer Kombination von Kunststoff-Außenschale und Neopren-Innenfutter. Es gibt aber auch Gamaschen aus Leder, Kunstleder oder nur Neopren ohne Außenschale. Einige Marken verwenden Materialien wie Carbon oder Kevlar, um den Schlagschutz deutlich zu erhöhen.

Neben dem gängigen Neopren Futter gibt es auch Linings aus Lammfell oder Kunstfell. Diese bieten einen größeren Schutz vor Druck- oder Scheuerstellen. Lammfell ist zudem temperaturausgleichend und befördert die Feuchtigkeit gut vom Pferdebein weg.

Was ist der Unterschied zwischen einer Gamasche und Streichkappen?

Gamaschen sind deutlich länger geschnitten als Streichkappen. Zudem haben Streichkappen größtenteils nur einen Schutz in Löffelform auf der Innenseite vom Fesselgelenk. Die meisten Streichkappen werden an der Außenseite des Beines mit einem Klettverschluss befestigt. Es gibt aber auch hinten geschlossene Streichkappen. Sie werden häufig in Kombination mit Gamaschen am Vorderbein eingesetzt. Als Beinschutz eignen sich beide Varianten. Streichkappen sind ebenso einfach anzulegen und abzunehmen wie Gamaschen. Streichkappen werden in der Regel nur am Hinterbein eingesetzt.

Gamasche oder Bandage: Was ist besser?

Im Gegensatz zu Bandagen sind Gamaschen aus deutlich härterem Material wie Kunststoff oder Leder und werden oft für die Disziplinen Springen, Vielseitigkeit und Gelände verwendet. Bandagen dagegen werden meistens in der Dressur gebraucht.

Gamaschen sind natürlich einfacher anzulegen und abzunehmen als Bandagen. Allerdings haben sie auch den großen Nachteil, dass sie scheuern können, wenn die Passform nicht auf das Pferdebein abgestimmt ist. Die stoßabsorbierende Wirkung ist bei Gamaschen aber höher als bei Bandagen.

Du kannst bandagieren, wenn du eine stützende und nur geringe stoßabsorbierende Funktion benötigst. Die stützende Wirkung ist gerade bei Sehnenschäden wünschenswert. Achte beim Bandagieren darauf, dass du den Lymphfluss und die Durchblutung nicht unterbrichst. Du solltest die Bandagen also nicht zu stramm ziehen. Nutze am besten auch Bandagierunterlagen, damit es nicht zu Druckpunkten oder Scheuerstellen kommt.

Eskadron Wikelgamaschen in türkis mit braunem Kunstfell
Eskadron Gamaschen mit Faux Fur

Welche Marken sind bei Gamaschen besonders beliebt?

Es gibt einige Marken, die sich besonders auf die Entwicklung und Herstellung von Gamaschen spezialisiert haben. Dazu gehören unter anderem Veredus und Kentucky Horsewear. Aber auch beliebte Reitsportmarken wie Eskadron, BR, Back on Track, Equestrian Stockholm oder Busse und Waldhausen stellen hochwertigen Beinschutz her.

Die italienische Marke Veredus stellt Gamaschen für beinahe jeden Bereich und Anspruch her. Besonders beliebt sind die Modelle Olympus Vento und Carbon Gel Vento, mit und ohne Fell. Das Fell besteht dabei aus einem hochtechnischen Kunstfell – von Veredus „Save the Sheep“ genannt. Der Hersteller steht bei allen Produkten für maximalen Schutz bei ausgezeichneter Passform. Dafür werden spezielle Materialien wie Kevlar, Carbon oder mikroperforiertes Aerox-Neopren genutzt. Das Sortiment umfasst aber auch günstigere Modelle aus Kunststoff oder Kunstleder mit Klettverschluss.

Kentucky Horsewear ist bekannt für außergewöhnliche Designs und pferdefreundliche Materialien. Dies zeigt sich auch beim Schutz für die Pferdebeine. Neben den beliebten Air Tech Geländegamaschen aus strapazierfähigem Kunstleder, bietet das belgische Unternehmen auch Hartschalengamaschen, Wickelgamaschen und Hufglocken sowie Streichkappen an. Eine besonders gute Passform, sehr gute Belüftung und Schutz vor Druck- und Scheuerstellen zeichnen die Produkte aus.

Die beliebte Reitsportmarke Eskadron bietet vor allem farblich zu Kollektionen passende Wickelgamaschen mit Faux Fur Lining an. Doch auch Hartschalengamaschen mit Neopren oder weiche Modelle sind im Sortiment vertreten. Die Flexisoft-Gamasche und die Pikosoft Boots sind neben den Kollektionsmodellen besonders beliebt.

Auch Equestrian Stockholm hat farblich passende Kollektionsmodelle. Diese sind aus einem Kunstleder mit Kroko Struktur und Kunstfell gefertigt. Sie werden wie üblich bei Wickelgamaschen mit Klettverschlüssen am Bein befestigt.

FAQ zu Gamaschen

Welche Gamaschen eignen sich für die Dressur?

Du kannst alle Varianten beim Dressurreiten einsetzen. Die meisten Reiter bandagieren allerdings das Pferdebein, statt Gamaschen für die Dressurarbeit zu nutzen. Möchtest du wenig Aufwand betreiben und nicht bandagieren, nutze Dressurgamaschen. Diese haben in der Regel ein weiches Obermaterial, welches zugleich strapazierfähig ist. Streift dein Pferd mit den Hufeisen am Huf oder Griffelbein entlang, kannst du sogenannte Wickelgamaschen nutzen. Diese schützen auch das empfindliche Fesselgelenk. Alternativ kannst du natürlich auch Hartschalengamachen in Kombination mit Hufglocken nutzen, um ein eventuelle hineintreten der Hinterhufe in die Vorderhufe zu verhindern.

Welche Gamaschen sind für die Vielseitigkeit zu empfehlen?

Für die Vielseitigkeit, hauptsächlich für das Reiten im Gelände, solltest du geschlossene Modelle und Hufglocken wählen. Die Verletzungsgefahr durch rumliegende Äste oder Gestrüpp ist hier am höchsten, daher sollten die Außenschale stoßabsorbierend sein.

Welche Gamaschen sind für das Springen geeignet?

Springgamaschen sollten das Fesselgelenk und Griffelbein vor fallenden Stangen schützen. Außerdem kannst du zusätzlich Hufglocken einsetzen, um ein Hineintreten in den Hufballen und so schwere Verletzungen durch Hufeisen zu verhindern. Die Außenschale sollte einen guten Schlagschutz bieten und schockabsorbierend sein. Du solltest auch hier zu einem geschlossenen Beinschutz greifen, damit das Pferdebein rundherum geschützt ist.

Muss mein Pferd beim Transport Gamaschen tragen?

Um dein Pferd bei der Fahrt auf dem Anhänger oder Transporter zu schützen, kannst du Transportgamaschen einsetzen. Diese schützen das Pferdebein vom Vorderfußwurzelgelenk bzw. vom Sprunggelenk bis über den Kronrand hin zum Huf. Hufglocken sind hier nicht nötig.

Wieso ist es eigentlich verboten, dass Pferde in der Dressurprüfung Bandagen oder Gamaschen tragen?

Da sich die Optik des Pferdebeines durch Bandagen oder Gamaschen ändert, wird dadurch die Beurteilung der Richter erschwert. Daher musst du vor Einlauf in die Dressurprüfung jeglichen Beinschutz entfernen.

Gamaschen zum Weideschutz?

Möchtest du das Bein deines Pferdes auf der Weide schützen, kannst du Gamaschen nutzen. Diese sollten allerdings nur angelegt werden, wenn es wirklich zwangsläufig nötig ist. Zum Beispiel, wenn dein Pferd sehr wild ist und viel mit anderen Pferden tobt und spielt. Um Scheuer- und Druckstellen, sowie Schäden durch Hitzestau zu verhindern, solltest du die Gamaschen so wenig wie möglich anlegen. Trägt dein Pferd Hufeisen, kannst du es erst einmal mit Hufglocken versuchen, um den empfindlichen Hufballen zu schützen.

Kann man Gamaschen waschen?

Gamaschen kannst du gemäß der Waschanleitung waschen. Du solltest sie immer in einen Waschbeutel legen, solltest du die Waschmaschine benutzen. Achte bei Gamaschen mit echtem Lammfell unbedingt auf die Pflegehinweise. Gamaschen aus Kunststoff und Neopren kannst du in der Regel bei niedriger Temperatur mit einem einfachen Waschmittel im Schonwaschgang reinigen.

Veredus Springgamaschen in braun

Fazit: Gamaschen sind in bestimmten Fällen sinnvoll

Ob du Gamaschen in der Dressur anlegst, bleibt dir überlassen. Streift dein Pferd beim Laufen mit den Fesselgelenken aneinander, ist es sinnvoll diese zu schützen. Du kannst außerdem die Beine deines Pferdes vor Sehnenschäden durch stumpfe Trauma schützen. Achte unbedingt darauf, dass die Gamaschen beim Reiten nicht verrutschen. Zudem darf sich die Körperwärme unter den Gamaschen nicht stauen.

Beim Springreiten oder im Gelände solltest du das Pferdebein auf jeden Fall schützen. Passende Gamaschen und optionale Hufglocken sind hier unerlässlich. Die Gefahr, dass dein Pferd mit den empfindlichen Beinen gegen das Hindernis schlägt oder sich selbst tritt ist einfach zu groß, um ohne ordentlichen Beinschutz zu reiten.

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