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Grundlegendes & Wirkung

Gebisse für Pferde einfach erklärt

Das Thema Gebisse zieht sich durch das Reiterleben. Entweder man ist stolzer neuer Pferdebesitzer und möchte sich erst einmal über die verschiedenen Gebissarten informieren, oder man hat ein Pferd, welches das gewöhnte Gebiss nicht mehr tragen möchte. In jedem Fall ist es vor dem Kauf eines neuen Gebisses sinnvoll, sich über die verschiedenen Arten und Materialien zu informieren. Wir geben dir grundlegendes Wissen über Gebisse an die Hand.

EInfach und doppelt gebrochene Gebisse auf weißem Untergrund

Was ist besser?

Einfach & doppelt gebrochene Gebisse

Pauschal kann man diese Frage tatsächlich nicht beantworten. Es kommt immer auf die Kombination Pferd und eigenes Reiten an. Denn manche Pferde mögen lieber ein einfach gebrochenes und andere wiederum ein doppelt gebrochenes Gebiss. Auch solltest du dein eigenes Reiten mit in die Entscheidung einbeziehen. Hast du eine eher stärkere Hand, ist das doppelt gebrochene Gebiss eher nicht das richtige.

Einfach gebrochene Gebisse:

  • besteht aus den Seitenringen (durchlaufend oder D-Ringe) und zwei Schenkeln, die in der Mitte beweglich verbunden sind
  • es wirkt auf Laden und Zunge des Pferdes
  • bei einseitigen Zügelhilfen wird es nur auf die angesprochene Lade
  • möglich sehr differenzierte Hilfen zu geben
  • Pferd kann Druck kurzzeitig entgegenwirken, wenn es das Gebiss mit der Zunge gegen den Gaumen drückt
  • "Nussknackereffekt" (aufstellen des Gebisses bei zu viel Zügeldruck) ist mittlerweise durch Studien widerlegt worden

Doppelt gebrochene Gebisse:

  • doppelt gebrochenes Gebiss besteht aus Seitenteilen, zwei Schenkeln und einem olivenförmigen Stück in der Mitte
  • es wirkt auf Zunge und Laden des Pferdes
  • umschließt Zunge und liegt so ruhiger im Maul
  • Druck soll besser verteilt werden
  • starkem Zügeldruck wirkt es sehr stark auf die Laden
  • bei beidseitigem, zu starkem Druck wird die Zunge eingequetscht
  • Pferd kann diesem Druck NICHT entgehen, wenn es das Gebiss gegen den Gaumen drückt

Was ist denn nun besser? Einfach oder doppelt gebrochen?

Dein Pferd wird dir zeigen, ob es das gewählte Gebiss mag oder eben nicht. Zeichen für Unwohlsein können kopfschlagen, einrollen, gegen das Gebiss gehen, sperren, Zungenfehler (rausstrecken der Zunge), verwerfen und generell alle Zeichen von mangelnder Losgelassenheit sein. Diese Hinweise können sehr schnell oder schleichend über ein paar Wochen auftreten. Nutzt du ein neues Gebiss, achte genau auf die Hinweise deines Pferdes.

Ein altbekannter Satz zu diesem Thema ist: Die Hände des Reiters bestimmen darüber, wie das Gebiss wirkt, nicht das Gebiss an sich.

Vorschaubild vom Gebissformen Video von Sprenger
Nahaufnahme Wassertrense auf weißem Untergrund

Der Klassiker

Wassertrense

Als Wassertrense bezeichnet man ein Gebiss mit durchlaufenden Ringen. Wassertrensen wirken ausschließlich auf Zug. Da der Ring beweglich ist, kann er eine unruhige oder ungeübte Hand gut ausgleichen. Außerdem kann das Pferd durch Anheben der Zunge zu starkem Druck kurzfristig ausweichen.

Alle Wassertrensen

Wassertrensen gibt es als einfach gebrochenes und doppelt gebrochenes Gebiss, aber auch als Stangengebiss. Multijoint Gebisse gibt es auch mit durchlaufenden Ringen, sind aber eher selten anzutreffen.

Die Wassertrense ist das klassische Gebiss, mit dem in der Regel alle Pferde gut laufen und auch ausgebildet werden.

Nahaufnahme vom Olivenkopfgebiss auf weißem Untergrund

Direkte Wirkung

Olivenkopfgebiss

Olivenkopf Gebisse sind in Ihrer Wirkungsweise mit Wassertrensen zu vergleichen, allerdings werden die Zügelhilfen direkter übertragen. Durch die feste Verbindung von Mundstück und Ring liegt das Gebiss ruhig im Pferdemaul. Außerdem wird die seitliche Führung des Pferdes durch dieses Gebiss vereinfacht.

Alle Olivenkopfgebisse

Nicht zu empfehlen sind Olivenkopfgebisse für junge Pferde, wenn das Pferd noch kein Gebiss kennt. Auch Reiter mit harter Hand oder Reitanfänger mit unruhigen Händen sollten eher eine Wassertrense wählen, da die Bewegung direkt auf die Zunge weitergeleitet und nicht abgefedert wird. Olivenkopfgebisse sollten in der Regel 0,5 bis 1 cm kleiner gewählt werden als eine Ringtrense, damit die Seitenteile am Pferdemaul locker anliegen.

Auch Olivenkopfgebisse sind als einfach- und doppelt gebrochene Variante, sowie als Stange erhältlich.

Stangengebiss auf weißem Untergrund

Nur für unabhängige Hände

Stangengebiss

Stangengebisse gibt aus in vielen verschiedenen Materialien und in unterschiedlichen Formen. Sie gehören nur in erfahrene Reiterhände, denn einseitige Zügelhilfen oder das Erarbeiten von Stellung und Biegung ist mit einem Stangengebiss nicht möglich.

Alle Stangengebisse

Stangengebisse üben gleichmäßigen Druck auf die gesamte Zunge aus. Im Gegenteil zu einfach oder doppelt gebrochenen Gebissen, gelangt weniger Druck auf die Zungenränder. Du solltest das Gebiss immer genau passend für Dein Pferd wählen, denn ist das Gebiss zu groß, kann es sich bei einseitigem Zügeldruck verkanten.

Stangengebisse werden gerne für sehr starke Pferde genutzt, die sich zum Beispiel beim Anreiten eines Hindernisses den Hilfen des Reiters entziehen. Auch bei Pferden mit Zungenproblemen (Druckempfindlichkeit – Zunge wird hochgezogen oder seitlich herausgestreckt) kann ein Stangengebiss mit Zungenfreiheit von Vorteil sein.

Flexible Stangengebisse eignen sich vor allem für Pferde, die sich gelegentlich fest machen und werden auch häufig gut von Pferden angenommen, die mit gebrochenen Gebissen nicht gut zurechtkommen. Eine gute Alternative zum klassischen Stangengebiss ist auch das Max Control Gebiss von Sprenger, welches erst wie ein normales gebrochenes Gebiss wirkt und bei starkem Druck zu einer Stange wird.

Wichtig ist aber immer die gefühlvolle Handhabung des Stangengebisses. Der Reiter sollte in der Lage sein, das Pferd zügel unabhängig mit Gewichts- und Schenkelhilfen reiten zu können.

Selten gesehen in der englischen Reiterei

Baucher Gebiss / Fillistrense / B-Ring Gebiss

  • sitzt aufgrund seiner festen Verschnallung mit dem Zaum deutlich ruhiger im Pferdemaul
  • wirkt Richtung Maulwinkel, was bei vielen Pferden zu mehr Aufrichtung führt
  • hat durch die festen Seitenteile auch eine seitwärts weisende Wirkung
  • hängen im Gegensatz zu einfachen Trensen nicht nach unten durch
  • können nur minimal Richtung Hengst- und Schneidezähne geschoben werden
  • eignet sich für Pferde mit einer kurzen Maulspalte

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung hat dieses Gebiss KEINE Hebelwirkung. Bei Zügelanzug stellt sich der Riemen, an dem das Gebiss befestigt wird, ähnlich wie bei einer Wassertrense nach außen ab. Denn um Druck auf das Genick auswirken zu können, benötigt das Gebiss einen Gegenpol, also eine Kinnkette.

Auch Knebeltrense genannt

Schenkeltrense

  • besitzen seitliche Stangen, die eine richtungsführende Wirkung haben
  • liegt ruhiger im Pferdemaul
  • gerne für die Ausbildung von Jungpferden, zum Longieren oder von Springreitern genutzt
  • richtige Größe entscheidend, damit Maulwinkel nicht eingeklemmt werden

Nur für erfahrene Reiter

Aufziehtrense

  • erziehlt durch effektive und gezielte Einwirkung auf Maulwinkel und Genick ein Höchstmaß an Kontrolle
  • hat eine aufrichtende Wirkung
  • nur mit speziellen Backenstücken nutzbar

Auch Renngebiss genannt

D-Ring-Gebiss

  • unterscheiden sich in ihrer Wirkungsweise nicht von Olivenkopfgebissen
  • Unterschied liegt in der etwas kantigeren Form der Seitenteile
  • Schekel sind in der Regel fest mit den Seitenteilen verbunden

Nur für erfahrene Reiter

3-Ring Gebiss, Multiring Gebiss oder Pessoa

  • wirkt auf Maulwinkel und Genick
  • scharfes Gebisse, welches sehr schnell wirkt
  • schnallt man den Zügel in den großen, mittleren Ring, wirkt das Gebiss wie eine Wassertrense
  • schnallt man den Zügel in den unteren kleinen Ring, wird es zu einem scharfen Gebiss, da hier die Hebelwirkung und damit Druck auf das Genick hinzukommt
  • Pessoa Gebiss wird mit zwei Zügelpaaren genutzt, ähnlich einer Kandare

Marke für Kunststoffgebisse

Nathe Gebiss

  • werden aus Thermoplast hergestellt
  • eignen sich für sensible und maulempfindliche Pferde
  • sind antiallergen und haben so eine sehr hohe Verträglichkeit
  • sind lebensmittelecht und frei von Weichmachern und Lösungsmitteln
  • nur mittlere bis geringe Lebensdauer durch weiches Material
  • Gebiss mit Bissspuren solltest du umgehen austauschen
Kandarengebiss von Sprenger freigestellt

Für feine Hände

Kandaren & Unterlegtrensen

Kandaren Gebisse werden zumeist nur in der höheren Dressur genutzt und dienen der Verfeinerung der Hilfen in höheren Lektionen. Sowohl Reiter als auch Pferd sollten entsprechend ausgebildet sein. Der Reiter sollte einen zügelunabhängigen Sitz und eine feine, sanfte Hand besitzen. Man spricht von der „Kandarenreife“.

Kandarengebisse wirken durch die Hebelwirkung der Anzüge deutlich schärfer im Pferdemaul als zum Beispiel eine einfach gebrochene Wassertrense. In der Dressur wird das Kandarengebiss immer von einer Unterlegtrense begleitet.

Unterschieden wird zwischen französischer Kandare / Dressurkandare und Postkandare / Liverpoolkandare, auch Fahrkandare genannt.

Die Postkandare wird ohne Unterlegtrense genutzt und besitzt bis zu drei untereinander liegende Ringe. Je tiefer du die Fahrleine verschnallst, umso schärfer wirkt dieses Kandarengebiss.

Dressurkandare – kurzer oder langer Anzug?

  • mit kurzen Anzügen (5 cm) und langen Anzügen (7 cm) erhältlich
  • kurze Anzüge wirken deutlich schneller
  • beim langen Anzug besteht etwas mehr Spielraum, der Druck kann in feineren Abstufungen dosiert werden

Bedenke: Der Anstellwinkel, der durch eine bestimmte Verkürzung des Zügels entsteht, ist je kleiner, desto länger der Anzug ist. Das bedeutet, bei gleichem Annehmen des Zügels, wirkt die „Baby“-Kandare deutlich schneller und so auch schärfer ein. Im Grunde musst du nun überlegen, ob deine Hand fein genug ist um in Millimetern zu arbeiten und ob dein Pferd eher direkte, deutliche Hilfen benötigt, oder ein wenig mehr Zeit um nachzudenken.

Zungenfreiheit sinnvoll?

Die Zungenfreiheit ist heutzutage etwas umstritten. Nach neusten Kenntnissen wird die Zunge durch die Zungenfreiheit eher eingeklemmt und das Pferd hat nicht die Möglichkeit, das Gebiss mit der Zunge nach oben zu drücken. So kann es zu viel Druck nicht entgegenwirken. Denn je größer die Zungenfreiheit ist, umso schärfer wirkt das Gebiss. Bei einer nur leicht gebogenen Stange wirkt diese bei gleichseitigem Druck gleichmäßig auf die gesamte Zunge. Bei zu viel einseitigem Anzug besteht allerdings die Gefahr des Verkantens.

Welches Gebissmaterial eignet sich für Pferde?

Leicht süßlich

Sensogan Gebiss

  • von Sprenger entwickeltes Material
  • besteht aus einer speziellen Zusammensetzung aus Kupfer, Mangan und Zink
  • schmeckt leicht süßlich, was das Pferd zum Kauen anregen soll
  • Material ist toxikologisch getestet und als unbedenklich eingestuft

Günstiger Klassiker

Edelstahl Gebiss

  • rosten nicht, sind sehr langlebig und absolut geschmacksfrei
  • Gewicht hängt davon ab, ob es massiv oder hohl gefertigt ist
  • bei starker Beanspruchung können sich über einige Zeit hinweg scharfe Kanten bilden, die die Schleimhaut im Maul verletzen können

Kunststoff, Gummi oder Leder

Weiches Gebiss

  • besonders für empfindliche oder allergische Pferde die Lösung
  • weiche Gebisse sind pflegeintensiver und weisen schneller Gebrauchsspuren auf
  • sind nicht für stark kauende Pferde geeignet
  • Material muss vor dem Reiten auf scharfe Kanten kontrolliert werden

Süßliches Gebiss mit leichter Verschleißanfälligkeit

Kupfer Gebiss

  • soll den Speichelfluss und Maultätigkeit anregen
  • aus einem Edelstahlkern mit Kupferlegierung gefertigt
  • Oberfläche zerkratzt aufgrund des weichen Oberflächenmaterials leicht und kann scharfe Kanten bilden

Blaues Gebiss von Trust

Sweet Iron Gebiss

  • Farbe ändert sich durch Benutzung des Gebisses in braungrau
  • Oberfläche bildet durch Kontakt mit Feuchtigkeit eine leichte Rostschicht
  • schmeckt süßlich und regt dein Pferd zu vermehrtem speicheln und kauen an
Video von Sprenger zu Gebissmaterialien

Die am häufigsten gestellten Fragen

Gebisse FAQ

Diese Frage bekommen wir häufig gestellt. Die Antwort hängt von den Umständen ab und lässt sich nicht pauschalisieren. In der Regel laufen alle Pferde mit einer Wassertrense gut – sei es einfach oder doppelt gebrochen.

Für Pferde, die etwas mehr seitliche Anlehnung benötigen oder zum Longieren, bietet sich eine Schenkeltrense oder Olivenkopftrense an.

Rollt sich dein Pferd ein, oder hebt es sich raus? Diese Frage solltest du dir zuerst beantworten, denn sie führt zu unterschiedlichen Antworten. Pferde, die nicht richtig ans Gebiss herantreten, haben meist gar kein Problem mit dem Gebiss an sich. Der Motor (Hinterhand) ist einfach aus. Versuche zuerst die Hinterhand deines Pferdes fleißiger zu bekommen, bevor du das Problem beim Gebiss suchst.

Sollte die Hinterhand deines Pferdes aktiv sein (schnell bedeutet aber nicht gleich fleißig) und du dennoch Probleme haben, gibt es u.a. folgende Gebisse:

Sprenger bietet das WH Ultra Gebiss an. Das rollende Element fördert die Maultätigkeit, Durchlässigkeit & Konzentration. Es entspannt den Kiefer und die Oberlinie, wodurch das Pferd schneller abkaut.

Das Sprenger Turnado Gebiss eignet sich für Pferde mit Zungenproblemen.

Ganz besonders ist das Sprenger Novocontact Gebiss. Die einfach gebrochene Variante ist für Pferde geeignet, die nicht an das Gebiss herantreten wollen. Wohingegen die doppelt gebrochene Version für Pferde konzipiert ist, die sich gelegentlich stark machen und gegen die Hand gehen.

Für junge Pferde eignen sich einfach oder doppelt gebrochene Wassertrensen. Denn damit laufen in der Regel erst einmal alle Pferd gut. Eine unruhige Hand wird durch die beweglichen Ringe ausgeglichen und das Pferd kann zu viel Druck kurzzeitig durch Anheben der Zunge entgehen.

Bei einem Gebiss mit beweglichen Seitenteilen (z.b. Wassertrense) sollte das Gebiss nicht ganz eng anliegen, da die Ringe frei beweglich bleiben müssen. Gebisse mit festen Seitenteilen (z.B. Olivenkopfgebisse) können eine halbe bis ganze Größe kleiner gewählt werden.

Als erste grobe Einschätzung kannst du den „2-Finger-Test“ nutzen. Dazu steckst du Zeige- und Mittelfinger an die Stelle ins Pferdemaul, an der auch das Gebiss eingelegt wird. Verspürst du Druck auf beiden Fingern, liegt die empfohlene Stärke bei 14 – 16 mm. Verspürst du hingegen kaum Druck, kannst du auch ein Gebiss mit einer Stärke von 16 – 18 mm verwenden.